Fotos: Julia Bruns
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Waltraud Rennebaum wurde in Bochum geboren, sie wuchs in einer musikalisch sehr aktiven Familie auf. Der Vater spielte Trompete, und zwei ihrer Geschwister sind ebenfalls Berufsmusiker geworden. Schon als Kind wurde Waltraud zum Singen angehalten, sie trat gern öffentlich mit ihrer Stimme in Erscheinung und besuchte die städtische Musikschule, wo sie Trompeten- und Klavierunterricht erhielt. Ihre künstlerische Ausbildung erwarb sie an den Musikhochschulen in Detmold, Köln und Düsseldorf, wo sie zunächst "Horn" mit dem Ziel der Orchestermusikerin studierte; sie spielte in diversen Orchestern und Kammermusikensembles. Ihr Hauptinteresse galt jedoch mehr und mehr dem Gesang; so widmete sie sich schließlich ganz der Ausbildung ihrer Stimme (Mezzosopran). Nebenbei studierte sie vier Jahre lang privat Hebräisch bei einer Judaistin in Düsseldorf. Inspiriert durch die biblischen Psalmen in ihrer Ursprache entdeckte die Sängerin ihre Vorliebe für geistliche Lieder und begann selbst Bibelverse zu vertonen. Sie tauchte ein in die Welt der Tehilim, der hebräischen Preisungen. Auch die jüdische Volksmusik aus vergangenen Jahrhunderten und unterschiedlichen Kulturen mit ihren Besonderheiten in Melodik, Harmonik und Rhythmus übte eine starke Faszination aus und beeinflusste ihre eigene kompositorische Arbeit. So entstand im Laufe von Jahren ein außergewöhnliches Konzertrepertoire, das die Gattungen des klassischen Kunstliedes und der jüdischen Folklore auf einzigartige Weise verbindet.
1995 gründete die Künstlerin gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Pianisten und Arrangeur Raimund Rennebaum, das Ensemble SHOSHAN (hebräisch "Lilie"), mit dem sie in wechselnder Besetzung in Kirche und Synagoge konzertiert und bereits fünf Solo-Alben veröffentlicht hat. Außerdem schrieb sie Musik für Kinder, die auf zwei CDs und im Notendruck erschienen sind. Besondere Aufmerksamkeit erlangte ihr Album Ma’alot The Songs of Ascents, das vom renommierten Label Hänssler CLASSIC veröffentlicht wurde enthalten ist der Liederzyklus der so genannten "Stufenpsalmen", Psalm 120 bis 134, größtenteils Eigenkompositionen. Hier präsentiert Waltraud die weltweit erste zusammenhängende Vertonung der Wallfahrtspsalmen in ihrer Ursprache, Hebräisch. Die "Ma'alot"-CD erhielt international begeisterte Pressestimmen, u.a. in D, CH, USA.
Als Interpretin hebräischer Psalmenvertonungen, darunter sind zahlreiche eigene Kompositionen, entwickelte die Sängerin ihren eigenen, unverwechselbaren Stil und nimmt heute im deutschsprachigen Raum einen herausragenden Platz ein. Ihre ausdrucksvolle, wohlklingende Naturstimme besticht durch fein nuancierte Klangfarben, ein warmes Timbre und geschmeidige Melismatik in orientalisch anmutenden Gesangspassagen. Zu einigen Liedern spielt sie Handtrommeln, Schellentamburin und Glöckchen, was der Musik einen typisch israelischen Touch verleiht. Die Künstlerin moderiert jedes Konzert, und so erfährt das Publikum manches Detail über die Hintergründe der Psalmen oder über die Bedeutung biblischer Fest- und Feiertage. Neben ihrer Konzerttätigkeit gibt Waltraud privat Gesangsunterricht, hält Vorträge über das Buch der Psalmen und gestaltet Seminarwochenenden sowie Gesangs-Workshops.
Shabbat, Hebrew Songs ist der Titel von Waltrauds neuestem Album, hierfür wählte sie die schönsten Melodien der jüdischen Shabbat- und Festtagsliturgie aus: "Die Arbeit an dieser CD war sehr anregend und hat mich begeistert, weil jedes der 15 Lieder in seinem Charakter völlig anders ist. Da gibt es große Unterschiede, denn es treffen Weisen der Ashkenazim, der Sephardim, der Chassidim und der westeuropäischen Musiktradition aufeinander. Auch habe ich neben Klavier, Flöte, Tenor, Cello und Percussion erstmals eine Klarinette ins Ensemble geholt, ein für jüdische Musik sehr typisches Instrument und eine wunderschöne zusätzliche Klangfarbe. Ich konnte dafür Florent Héau aus Paris gewinnen. Nun bin ich gespannt, wie meine Shabbat-CD-aufgenommen wird und wie die Lieder live beim Publikum ankommen."
Juden und Christen "Schon während meines Musikstudiums habe ich mich für die Ursprungswelt der Bibel, also für die hebräisch-jüdische Kultur, interessiert. Was lag näher als sich mit jüdischer Musik und für mich als Sängerin mit hebräischen Liedern zu befassen? Das Schöne ist, dass Musik eine universelle Sprache ist, die Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen zusammenbringt. Musik überwindet Barrieren und baut Brücken von Mensch zu Mensch. Ich selbst bin Christin, und mir liegt es am Herzen, dass Christen sich für den Reichtum des Jüdischen interessieren und dass umgekehrt auch Juden sich für das kulturelle Erbe der Christen öffnen. Bei allem Respekt für die Unterschiede finde ich es schade, wenn Christen nur ihre eigenen Lieder singen und Juden am liebsten unter sich bleiben wollen. Beide haben geistlich gesehen gemeinsame Wurzeln und beide haben dasselbe Ziel. Wenn meine Musik dazu führt, dass diese Zwei sich näher kommen und einander besser verstehen, wird mich das riesig freuen. Es ist allerdings ein mühsamer Weg, da gibt es immer noch Vorurteile und Berührungsängste auf beiden Seiten."
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